Tonbnehmer-Tuning
Da ist 'was dran: Teure Tonabnehmersysteme spielen auch deshalb besser, weil man sich bei Einbau und Feinabstimmung sehr viel mehr Mühe macht als bei einem vermeintlichen Billigteil, das angeblich nur für niedrige musikalische Zwecke tauglich sein soll. Die Wirklichkeit sieht deshalb anders aus. "Billigsysteme" können durchaus großartig aufspielen, wenn man ihnen eine gut abgestimmte Spielwiese bereitet. Ein exakt justierter Nadelazimut ist schonmal der perfekte Einstieg. Danach folgen Experimente mit der Anstellung des Tonarms. Viele MM-Systeme erwachen erst dann, wenn der Tonarm hinten deutlich angehoben wird. Experimente mit dem Auflagedruck sind immer ratsam. Denn Gummisorten des Nadelträgers und Vorspannungen können auch bei baugleichen Systemen differieren. Zum erweiterten Tuning gehören dann spezielle Headshells, oder das "Umpflanzen" der Systeme in Bodies aus Holz oder Metall. Nicht zuletzt prägen auch die Tonarme der Musikreproduktion ihren Stempel auf. Nachfolgend ein paar anschauliche Beispiele, wie mit überschaubarem Aufwand klanglich einiges passieren kann. Grundvoraussetzung in allen Fällen ist selbstverständlich eine entsprechend geeignete Musikanlage mit qualitativ hochwertiger Phonostufe.
Shure M75-6S In den 70er Jahren war es das in vielen Serienspielern anzutreffende Standardsystem. Hier bestückt mit der Originalnadel. Eingebaut in Elsbeerenholz-Body und speziell angefertiger Headshell gemäß SME-Norm, bei der sich das Azimut der Nadel feinfühlig einjustieren lässt. Als Verbindungselement zwischen Holzbody und Leichtmetall-Headshell kommt feinporiges Platanenholz zum Einsatz. Montiert in einem klassischen 12 Zoll-Arm kommt damit richtig Leben in die Bude. Kein steriles MC-Gefiepe, stattdessen Vollangriff auf Herz und Bauch.
Denon DL 103R Die R-Version des beliebten DL 103 hat weniger "Draht" auf den Spulen und spielt deshalb einen Tick feinsinniger als der Standardtyp. Hier im Holzbody (Elsbeere) und montiert an der japanischen Orsonic-Headshell. Schöne Basis für weitere Experimente und in dem Trimm bereits ein straff aufspielendes Schätzchen für einmal quer durch alle Musikstile.
Denon DL 103 Der japanische Rundfunk-Klassiker mit Wurzeln bis in die 60er Jahre. Hier mit demontiertem Kunststoffgehäuse und mit U-förmigem Haltebügel direkt in die Headschell montiert. Nadelträger mit Kohlefaserstreben gemäß "Raumnadelprinzip" ausgesteift. Magnetjoch entsprechend vergrößert und mit kleinem Zusatzagneten versehen. Der alte Rocker war danach nicht wiederzuerkennen. Denn nun stand die Musik auf einmal wie im fein geschnittenen Maßanzug im Raum. Interessantes Experiment, wenn nur der Ausgangsstoff günstiger wäre. Aber mit einem alten Teil darf man solche Scherze durchaus einmal wagen.
Sumiko Pearl Auch als Shelter 201 im Umlauf. Eingebaut in einen Holzkörper (Elsbeere) und montiert in der Azimut-Headshell mit leichter Platanenholz-Aufnahme. Bestückt ist das MM-System mit einer Fineline-Nadel samt Boron-Nadelträger, also High End-Abteilung. Als Anschlusskäbelchen kommen Teflon isolierte Reinsilberdrähtchen zum Einsatz. Ein probates Mittel gegen nervige Sopranstimmen auf alten Operneinspielungen.
Audio Technica AT 95E Montiert im Schiller-Phono-Gehäuse aus Elsbeerenholz und wieder kombiniert mit der Azimut-Headshell samt Platanenholz-Aufnahme. Käbelchen Reinsilber, Teflon isoliert. Nadelträgerabstützung nach Raumnadelprinzip. Mehr braucht es nicht zum Glücklichsein.
Tonar Diabolic Beliebtes MM-Disco-System mit hoher Ausgangsspannung. Bringt auch müde Phonostufen auf Trab. Kunststoffeinfassung des Nadelträgers und Leuchtfarbe-Lackpunkt vorne an der Nadelträgerspitze entfernt. Montiert im Holzbody und einer klassischen Sony-Headshell nach SME-Norm. Das wohltuende Gegenmittel für sämtliche nervende MC-Superfiepser.
Audio Technica AT13EaV Beliebtes Mittelklassesystem der achtziger Jahre. Verträgt sich auch mit leichten Tonarmen. Hier mit abgestrebtem Nadelträger, auf schwerer Kupferunterlage aufgeklebt, die über drei Holzspikes mit der Bastel-Headshell verheiratet wurde. Feiner Allrounder.