Tipps - und was sonst noch so passiert
10 FINGERZEIGE FÜR VINYLISTEN
Tipp 1: Stellen Sie Ihren Plattenspieler auf ein statisch stabiles, möglichst kleinflächiges Trägergestell aus Metall oder Holz. Bringen Sie das Gestell bei schwingungsempfindlichen Böden (Altbau) an einer soliden Wand an. Plattenspieler nicht auf großflächige Möbel oder gar auf einem Lautsprecher platzieren. Auch nicht direkt vor, hinter oder zwischen die Lautsprecher.
Tipp 2: Halten Sie die Anschlusskabel zum Vorverstärker so kurz als möglich. Kabellänge maximal ein Meter.
Tipp 3: Fertigen Sie die Anschlusskabel selbst aus geschirmtem, zweiadrigen Mikrofonkabel an. Legen Sie den Schirm nur einseitig an die Vorverstärkermasse.
Tipp 4: Experimentieren Sie mit verschiedenen Tellermatten. Probieren Sie Filz, Antirutschmatten und Kork aus. Das Rohmaterial lässt sich mit einer aufgelegten Schallplatte auf einer festen Kartonunterlage mit einem hochwertigen Bastelmesser rasch passend zuschneiden. Beachten Sie dabei die unterschiedlichen Materialdicken und justieren Sie die Tonarmhöhe entsprechend nach.
Tipp 5: Optimieren Sie die Masseanschlüsse an Ihrem Plattenspieler. Führen Sie alle Metallteile auf einen gemeinsamen Massepunkt zusammen. Diesen Sammelpunkt verbinden Sie dann mit dem Massepunkt am Vorverstärker. Generell: Masse immer auf einen gemeinsamen Punkt zusammenführen, nie über verschiedene Geräte verteilen. Leitungsquerschnitte für die Massekabel üppig wählen, mindestens 0,75 mm2.
Tipp 6: Viele Standard-Tonarme haben eine suboptimale Verkabelung. Experimentieren Sie mit einer direkt und ohne Unterbrechung bis zum Vorverstärker durchgehenden Tonarmverkabelung. Die können Sie für den Anfang einfach außen entlang am Tonarm mit Tesafilm fixieren. Um ausreichende Leichtgängigkeit zu erzielen, ist auf entsprechend bewegliches Kabelmaterial zu achten. Für den Anfang genügt Kupferlackdraht mit 0,1 mm Durchmesser vollkommen. Als Abschirmung können Sie Entlötgeflecht verwenden (vorher dünnen Draht/Fahrradspeiche durchfädeln).
Tipp 7: Bauen Sie den billigen Standard-Tonabnehmer in ein dämpfendes Holzgehäuse ein. Zum Einkleben Zweikomponenten-Epoxy verwenden, etwa Uhu Plus. Wenn Sie Liebhaber von Soul- oder Beat-Musik sind, empfehle ich für dieses Experiment den Discotheken-Abnehmer Tonar Diabolic (circa 50 Euro).
Tipp 8: Modifizieren Sie die Systemaufnahme am Tonarm Ihres Spielers (Headshell), indem Sie das System über untergelegte Holzzahnstocher, dünne Karbonstäbchen oder Kupferrundmaterial (aus Solidcore-Kabel) befestigen. Probieren Sie Befestigungsschrauben aus Leichtmetall, Edelstahl und Messing (M 2,5) aus. Testen Sie außerdem unterschiedliche Anzugsmomente, maximal "fingerfest" anziehen.
Tipp 9: Wischen Sie vor dem Abspielen die Platten mit einem Mikrofasertuch ab, das zuvor "nebelfeucht" mit destilliertem Wasser eingesprüht wurde.
Tipp 10: Ganz wichtig. Kontrollieren Sie regelmäßig den Abtastdiamanten mittels Uhrmacherlupe auf Verschmutzung. Es sind nicht nur die gut sichtbaren Fussel, die zu Verzerrungen bei der Rillenabtastung führen, sondern ebenso feine, kaum sichtbare Verbackungen zwischen Diamant und Nadelträger. Wenn Sie Ihre Platten regelmäßig nass reinigen, nehmen auch die Ablagerungen an der Nadel zu. Zur Reinigung der Nadel empfiehlt sich die Zahnstocher-Methode (siehe unten), bei hartnäckigen Verschmutzungen kann sogar ein behutsam geführter Glasfaserpinsel erforderlich werden. Danach erkennen Sie Ihr System - im positiven Sinn - oft nicht wieder.
Auch vermeintliche Einfach-Plattenspieler, wie der gezeigte ERA 444, profitieren von einer soliden Standposition. Hier in Form einen statisch hervorragenden Dreibein-Gestells aus dem Hause Roksan verwirklicht.
Es brummt....
Plattenspieler und Brummprobleme gehören zusammen. Typische Ursachen sind:
Einstreuung durch Kabelverlegung oder in der Nähe befindlichem Trafo.
Anschlusskäbelchen am Tonabnehmer vertauscht.
Defekte Verkabelung. Gerne ist ein Übergangswiderstand der Massekontakte Ursache. Bewegen sie die Stecker leicht in den Buchsen. Reagiert das Brummen auf die Bewegung/Druckbelastung? Dann ist etwas mit der Kontaktierung oder den Lötverbindungen faul. Reinigen Sie die Kontaktbuchsen mit Q-Tipps, die leicht mit Bremsenreiniger beträufelt sind. Speziell ältere Cinchbuchsen zeigen häufig Kontaktprobleme.
Headshell ist Brummshell. An Tonarmen mit per SME-Bajonett (oder ähnlichen Schnellkupplungs-Systemen) angeschlossener Headshell treten mitunter nach dem Wechsel der Headshell Brummprobleme auf. Mitunter ist auch ein Kanal tot. Klassisches Kontaktproblem. Manchmal stimmt die Kontaktlänge der kleinen Stifte in der Headshell nicht (mehr). Vorsichtiges Herausziehen der Stifte mit einer präzisen Zange kann den Ärger beseitigen. Es geht dabei um winzige Maßkorrekturen im Bereich von 0,1 mm, also mit Gefühl und einer digitalen Schieblehre (Meßschieber) vorgehen. Häufig sind auch durch kleinste Verschmutzungen verursachte Kontaktstörungen an den federbelasteten Kontakten die Störquelle. Etwas Bremsenreiniger auf ein Wattestäbchen geben und die Kontakte auf beiden Seiten - Headshell und innere Pins in der Tonarmkupplung - sorgfältig reinigen. Und das Brummen ist Geschichte. (Wichtig: Mit Lupe kontrollieren. Schon winzige Fasern, etwa von Reinigungspapieren etc., können zu Kontaktproblemen führen.)
Schalter für Tonunterbrechung (Stummschaltung) bei ausgeschaltetem Gerät im Plattenspieler defekt.
Masseführung nicht optimal. Plattenspielergehäuse und Tonarm müssen mit der Verstärkermasse verbunden sein.
Einzelne Masseanschlüsse sternförmig auf einen Punkt zusammenführen (am Verstärker). Bei getrennten Vor- und Endstufen Masse immer an den Vorverstärker legen.
Für Masseexperimente einfache Prüfkabel mit Krokodilklemmen verwenden. Sind optimale Masseführungen gefunden, kann das Ganze in "schön" mit Lötösen ausgeführt werden.
Wird das Brummen lauter, wenn der Tonarm zur Tellermitte hin bewegt wird, fängt sich das System vom Antriebsmotor des Spielers her Störungen ein. MI-Systeme sind in dieser Beziehung besonders anfällig, besonders, wenn sie offen in einem Holzkorpus montiert sind (etwa Grado Wood).
Ein ausgeprägter Netzbrummton nach dem Aufsetzen der Nadel kann auch durch eine Resonanz der Tonarm-Tonabnehmerkombination entstehen. Besonders alte Systeme mit verhärtetem Nadelträger-Aufhängungsgummi sind hierfür anfällig.
Im Stromnetz ist eine Störquelle aktiv, etwa eine Dimmerschaltung einer Stehlampe.
Und nicht zuletzt: System oder Verstärker defekt. Typisch für malade MC-Systeme ist der Ausfall eines Kanals. Dann brummt der entsprechende Kanal, während der andere noch einwandfrei tönt. Nur ein neues oder einwandfreies System löst in dem Fall das Problem.
Die Nadel springt
Hüpfende, aus der Rille springende Abtastnadeln können verschiedene Ursachen haben, angefangen bei heftigem Höhenschlag der Platte sowie stark verschmutzter oder beschädigter Tonrille. Nicht zu vergessen mechanische Schäden an der Tonarmlagerung oder an der mitunter anzutreffenden Endabschaltung. Auch ein völlig falsch einjustiertes Antiskating kommt als Fehlerquelle in Frage, oder - ganz banal - eine windschiefe Aufstellung des Spielers. Eher selten sind verspannte Tonarmkabel der Auslöser. Ein schadhafter oder völlig verdreckter Abtastdiamant kann auch Übeltäter sein, wobei dann eher der Plattenspieler-Nutzer der Verursacher ist. Und ja, in den allermeisten Fällen ist es ein "Users Error", der die springende Nadel auf ihren unerwünschten Abweg gebracht hat. Deshalb stelle man an dieser Stelle stets die Standardfrage: Was wurde zuletzt am Spieler geändert? Oft kommt als Antwort: Ein neues System wurde eingebaut. Alles tip top neu.
Dort liegt dann so gut wie immer der Hund begraben. Also gilt es zu prüfen: Stimmt das eingestellte Auflagegewicht? Hat das neue System andere Höhen-Abmessungen und nun setzt der Arm beim Spielen ganz leicht auf der Liftbank auf? Ist das System wirklich neu oder nur ein ungebrauchtes Altsystem mit jetzt defektem weil entweder zu hartem oder viel zu weichen Nadelträgergummi?
Dazu ein Fall aus der Praxis: Der Spieler arbeitet zunächst einwandfrei. Bis zum letzten Titel auf der Platte. Dann setzen hörbare Verzerrungen ein, und urplötzlich flitzt der Tonarm in Richtung Plattenmitte, bis über das Etikett hinweg. Auch das deutliche Erhöhen der Auflagekraft bringt keine Besserung.
Als Ursache stellt sich ein völlig falsch eingesteller Überhang heraus. Das heißt, die Nadel läuft viel zu weit vor der Plattenteller-Achse. Auf dem großen Umfangsradius funktioniert das noch, aber auf der "engen Kurve" im Innenbereich reißt es die Nadel förmlich nach innen weg. Begünstigt durch den Rillenimpuls einer einsetzende Bass- oder Fortissimo-Passage. Nachgemessen stellte sich heraus, dass der Überhang um 11 Millimeter zu weit vorne liegt. So ein Montagefehler kann beim flinken Systemtausch ohne Kontrolle schnell passieren.
Wenn die Nadel spring, prüfe man:
Leichtgängigkeit des Tonarms. Dazu Arm durch Einstellen des Gegengewichts in "Schwebezustand" bringen. Er muss horizontal und vertikal leicht schwingen, ohne zu ecken oder hängen zu bleiben. Beim Test leicht gegen den Arm pusten. Er muss in alle Richtungen "schwerelos" und geschmeidig auf den Windstoß reagieren.
Bei auf die Platte abgesenkter Nadel muss noch genügend "Luft" zwischen Tonarm und Liftbank sein. Mindestens 0,5 Millimeter, besser 1,0 Millimeter. Ansonsten kann der Arm im Betrieb auf der Liftbank dezent aufsetzen. Dadurch wird die Auflagekraft reduziert bis komplett ausgehebelt. Folge: Der Arm "springt".
Antiskating-Einrichtung prüfen. Zu starke Einstellung führt zum Rillenspringen in Richtung Plattenanfang.
Tatsächlich Auflagekraft der Nadel mit Waage prüfen. Zu niedrige Werte begünstigen Springen.
Nadel genau prüfen. Verschmutzungen und feine Verbackungen am Abtastdiamanten/saphir führen zum Springen der dann schlecht geführten Nadel.
Geometrische Einstellungen (Tangentialer Spurwinkel) mit Einstellschablone (Typmuster Walter E. Schön oder ähnlich) prüfen. Auflagekraft mit genauer Federwaage/Digitalwwage auf Höhe des Schallplatten-Abtastniveaus kontrollieren. Nadelaufhängung auf Ansprechverhalten hin testen. Arm hierzu bei stehender Platte mit Lift und korrekt eingestellter Auflagekraft aufsetzen und abheben. Prüfen, ob die Nadel die Bewegung schnell federnd mitgeht, bockt oder beim Ausfedern gar hängen bleibt. Ein stark verhärtetes Aufhängungsgummi macht das System unbrauchbar. Mit der Nadel verhält es sich wie beim Fahrwerk: Ungefederte Räder neigen zum Springen, oder wenn die Dämpfung der Federung zu schwach oder eben viel zu stark ist. Deshalb kann zu hohe Auflagekraft das Springen sogar verstärken.
Obwohl die Umfangsgeschwindigkeiten Richtung Plattenrand deutlich höher sind, machen sich geometrische Fehlstellungen des Tonarms eher in den "engen Kurven" Richtung Plattenlabel bemerkbar. Reißt es den Arm Richtung Tellermitte, ist meistens der Überhang des Systems viel zu groß eingestellt.
Es fiepst und pfeift....
Phonoverstärker, und hier wiederum ganz besonders Geräte mit Röhren unter der Haube, haben eine unangenehme Eigenheit: Urplötzlich beginnen sie an der besten Stelle im Lieblingsstück zu summen, zu pfeifen oder zu zwitschern.
So einen Kandidaten hatte ich kürzlich auch am Netz. Jahrelang hatte das Gerät brav seine verstärkenden Dienste verrichtet, als ein zunächst leiser Sinuston immer heftiger anschwoll. Frequenzlage irgendwo um die 6000 Hertz, also schwer tinnitusverdächtig. Immerhin kam die Störfrequenz nur aus dem linken Kanal, also lag ein Röhrendefekt nahe. Doch der Tausch der Röhre brachte nur solange Erfolg, bis der Verstärker nach ein paar Minuten wieder "auf Temperatur" war. Dann fiepte er wieder los, wie gehabt.
Kopfkratzen, Kinnkratzen. In der Folge wurden sämtliche Bauteile im Verstärkerzug des linken Kanals mittels Holzstäbchen abgeklopft und zart angedrückt. Dort, wo sich eine Veränderung des Piepstons ergab, wurde das Bauteil gewechselt. Natürlich immer in beiden Kanälen, damit keine Ungleichheiten entstehen.
Kurz nach dem Anschalten des Verstärkers herrschte stets eitel Freude: Der Ton war weg. Hurra. Doch kaum hatte die Nadel eine LP-Seite durchgespielt, mischte sich erneut ein böser Ton ins Trompetensolo. Zum Haareraufen. Inzwischen konnte ich die Verstärkerplatine minutenschnell in hochgestellter Lötposition freilegen.
In der Not entschied ich mich schließlich für eine radikalere Form der Fehlersuche. Statt mit Holzstäbchen ging ich mit Kältespray auf Fehlerjagd. Und siehe da, man glaubt garnicht, wie schnell so ein winziger Keramikkondensator (made in Mexico) auf Temperaturänderung reagieren kann. Jetzt spielt der Gute wieder einwandfrei, und hat auf dem Wege gleich ein paar Neuteile spendiert bekommen. Sicherlich kein Fehler.
Ach ja, bestimmt werden Sie noch wissen wollen, um was für ein Gerät es sich dreht. Es handelt sich um den eher selten anzutreffenden, und in einschlägigen Internetforen gemeinhin schlecht beleumundeten "Orange Audio" Vorverstärker, wie er Anfang der 90er Jahre für um die 4000 Mark angeboten wurde. Nach meinen Erkenntnissen gibt es von diesem Modell diverse Varianten. Manche sehen vom Gehäuse her identisch aus, weisen aber stark unterschiedliche Innenleben auf. Deshalb hier zum Vergleich ein Bild von meinem Gerät, das auf mich einen ordentlich durchkonstruierten - und vor allem klanglich überzeugenden - Eindruck macht. Und für die Fachleute: Suchen Sie den ausgetauschten Keramikkondensator.
Röhrenverstärker pfeift, oder besser gesagt, hat gepfiffen. Und zwar der Orange Audio Vorverstärker, made in Germany, aus den frühen 90er Jahren. Phonozug (rechts) mit zwei Telefunken ECC 83, Linezug mit zwei ECC 82. Jede Röhre hat ihre eigene Spannungsversorgung. Hier saß auch der "Pfeifkondensator" versteckt. Die Suche nach dem schrillen Ton bescherte dem Gerät immerhin auch zwei feine Ölpapier-Koppelkondensatoren Marke Siemens - und auch sonst noch ein paar Neuteile. Interessantes Detail: Die Hauptplatine ist zwecks Schwingentkoppelung auf weichen Silentgummis gelagert.
Frag' den Glaser
Brauchbares Material zum Entkoppeln Ihrer Audiokomponente finden Sie auch beim Glaser - im Abfalleimer. Denn zum Transport der Fensterscheiben kommen kleine Korkpads zum Einsatz, die einseitig mit einer leicht klebrigen, gut anhaftenden Schaumstofflage belegt sind. Für leichte Komponenten, wie etwa mikrofonieanfällige Röhrenphonos, ist das Material sehr gut geeignet. Aber, psst, den Tipp haben Sie nicht von mir...
Als Transportschutz für Fensterscheiben gedacht. Korkpads mit klebriger Schaumstoffauflage. Auch prima zum Entkoppeln von Audiozeug geeignet
Kanal tot
Nach 50 Jahren darf das schonmal passieren. Es knistert, und dann ist auch schon ein Kanal der mit Röhren bestückten Phonostufe weg. Also Schalter auf "Aus", Stecker ziehen. Zuerst der Blick auf die Röhren. Bei einer ECC 83 sticht der milchig weiße Niederschalg im Glaskolben sofort ins Auge. Da muss der Hund begraben sein. Nach Untersuchung des Glaskolbens stellt sich ein winziger Riss im Bereich der Anschlusspins als Ursache für den Ausfall heraus. Über den Riss hat die Röhre Luft gezogen, die eingedrungene Feuchtigkeit hat den Ausfall und den Niederschlag verursacht. Mit einer neuen Röhre geht's sofort weiter. Hoffentlich die nächsten 50 Jahre.
Milchig weißer Niederschlag in der guten Valvo ECC 83. Ein winziger Riss im Glas im Bereich der Pins (vorne zu erkennen) führte zu einem unrühmlichen, wenn auch späten Ende des funktionsbestimmenden Vakuums
Plattenteller fleckig
Handschweiß ist aggressiv. Das sieht man an älteren Plattenspielern. Die Ränder des Plattentellers sind mit dunklen Flecken übersät. Speziell ältere Thorens-Spieler werden wegen der verwendeten Metalllegierung gerne von dieser unschönen Erscheinung heimgesucht.
Als simple Kur hat sich etwas Zitronensaft und feinste Stahlwolle erwiesen. Pressen Sie die Zitrone in ein flaches Gefäß aus und tupfen Sie die Stahlwolle hinein (Feinheit 000). Legen Sie sich ein altes T-Shirt auf den Schoß, damit Sie den Teller sicher halten können und sich selbst nicht bekleckern. Reiben Sie nun in Umlaufrichtung in großzügigen Schwüngen den Teller ab. Der Effekt stellt sich recht zügig ein. Im besten Fall ergibt sich wieder gleichmäßiger Glanz.
Wischen Sie den Teller abschließend mit einem feuchten Lappen (Spüliwasser/Fensterreiniger) gründlich ab. Etwas Balistol oder Auto-Polierwachs versiegelt die Fläche vor neuerlichen Handschweißattacken.
WICHTIG: Probieren Sie die Wirkung der Zitronensaft-Stahlwolle-Kombination zuerst auf einer später nicht sichtbaren Stelle aus (Tellerober- oder -unterseite).
Viel Erfolg. Für eventuelle Schäden oder brennende Augen keine Haftung...
Kann fleckig gewordene Ränder von Plattentellern wieder wie neu machen: Zitronensaft und Stahlwolle. Erst an unsichtbarer Stelle ausprobieren. Abschließend mit Wasser reinigen und mit Schutzöl oder Wachs konservieren
Plattenspieler zu leise
Oft ist die Enttäuschung vorprogrammiert. Die bestehende Anlage mit CD-Spieler wird um den längst überfälligen Plattenspieler ergänzt. Doch der neue Plattendreher spielt viel leiser als CD oder Radio. Was ist da los? Genau genommen muss man in diesem Fall die Perspektive wechseln. Nicht der Plattenspieler ist zu leise, sondern der CD-Spieler ist zu laut. Um bei den Vorführungen im Verkaufslokal möglichst spektakulär zu klingen, haben die Hersteller seit den achtziger Jahren die Pegel der Quellengeräte immer weiter angehoben. Auch die Wiedergabe-Pegel der CDs selbst wurden immer lauter. Besonders krass fällt das auf, wenn ein CD-Spieler an einen älteren Verstärker, etwa ein Röhrengerät aus den frühen sechziger Jahren, angestöpselt wird. Die Eingangsempfindlichkeit dieser Oldies liegt für Radio oder Tonband (ergo CD-Player) bei rund 200 Millivolt. Der CD-Spieler liefert aber 1,5 Volt und mehr an den Eingang. Entsprechend lautstark geht der Verstärker bereits bei kleinstem Dreh am Volumensteller zu Werke. Richtig wäre es demnach, den Ausgangspegel des CD-Spielers mittels Spannungsteiler zu reduzieren. Damit ließen sich die Volumenpegel der verschiedenen Quellengeräte untereinander in Abstimmung auf die Eingangsempfindlichkeiten angleichen.
Wird der Plattenspieler an einen modernen Verstärker - ohne speziellen Phonoeingang - angeschlossen, braucht es einen extra Phono-Vorverstärker. Billige Geräte liefern oft nur einen geringen Verstärkungsfaktor und spielen entsprechend leise. Der Verstärkungsfaktor sollte für MM-Systeme bei um die 40 dB liegen, für MC-Systeme bei um die 60 dB.
Der große Nadelputz
Am Abtastdiamant bleiben nicht nur Fusseln sondern auch jede Menge feiner Schmodderreste aus den abgetasteten Rillen hängen. Wer einmal eine längere Zeit genutzte Nadel unter der Uhrmacherlupe anschaut, der erkennt, warum das System "nicht mehr klingt". Den passenden Reinigungstipp habe ich vor einiger Zeit ein paar alten Vinyl-Brüdern abgelauscht. Deren Empfehlung ist ebenso einfach wie genial: Man nehme einen Holzzahnstocher und kaue auf der Spitze herum. Dadurch spleißen die Holzfasern fein auf, gleichzeitig bleibt die Spucke darin haften. Dieses Werkzeug sodann behutsam von hinten her an den Diamanten wie ein Pinselchen heranführen und die Schmutzpartikel gaaanz vorsichtig mit den Holzfasern abstreifen. Die Spucke löst den Schmutz, zugleich bleiben die winzigen Partikel daran haften. Funktioniert bestens. (Vielleicht noch besser, wenn zuvor ein Schnaps inhaliert wird...) Am sichersten geht das bei abgenommenem System (schön, wer einen Tonarm mit SME-Kupplung hat) - und mit Kontrollblick durch die Uhrmacherlupe. Bitte zuerst an einem alten, preisgünstigen System "trainieren". Der klangliche Gewinn dieser "Spuckereinigung" ist mitunter frappierend.
Diamanten müssen funkeln. Ein blitzblank sauberer Abtast-Diamant ist Voraussetzung für besten Hörgenuss.
Audio Technica AT 91 - Der Budget-Tipp
Neben dem bekannten und beliebten Audio Technica AT 95 existiert noch das ähnlich preisgünstige AT 91. Es ist für um die 20 Euro zu haben (Stand 5/2014). Die Konstruktion entspricht dem gängigen AT-Muster. V-förmig angeordnete Magnete induzieren in die längs zur Systemkörperachse angeordneten Spulen die Signalspannung. Das AT 91 ist also ein Moving Magnet-System. Die Abmessungen sind etwas anders als beim AT 95, auch der Nadelträger-Halter ist anders als beim AT 95 aufgebaut. Gefertigt wird das AT 91auch nicht in Japan, sondern in China. Interessant ist aber ein anderes Detail: Der Nadelträger ist nicht aus Metall, sondern ein formgepresstes Carbonfaser-Bauteil. Gewissermaßen echte Formel 1-High Tech zum Schnäppchenkurs.
Schaut man sich den Nadelträger unter der Lupe an, kommt Begeisterung auf. Er ist nach dem Prinzip des Trägers ungleicher Lasten geformt und geht flüssig in Verdickung für die Magnetaufnahme und Dämpfergummi-Auflage über. Das ist fast schon Bio-Design. Besser kann man so ein Teil nicht bauen, und deshalb bin ich fast geneigt zu sagen, dass wir bei diesem Billigteil einen ideal aufgebauten Nadelträger vor uns haben. Zusätzliche Versteifungen nach dem Raumnadelprinzip scheinen überflüssig.
Ein bisschen Tuning geht aber immer. In diesem Fall bietet es sich an, den Arbeitsspalt für die beiden Magneten durch Zurechtbiegen der Metallzungen zu optimieren. Hierbei ist Fingerspitzengefühl erforderlich. Die Magnete dürfen im Betrieb die Metallzungen nicht berühren. Unterschiedliche Abstände führen zudem zu Kanalungleichheiten. Ein wenig fummeln und probieren ist also erforderlich. Beim geringen Einstandspreis ist aber für derartige Experimente nicht viel Mut erforderlich.
Beim Testmuster stand zudem der sauber in eine Bohrung eingelassene Abtastdiamant leicht schief. Wie bei allen ATs lässt sich das durch behutsames Drehen des Nadelträgers mittels gefühlvoll an die Magnetstifte angesetztem Zahnstocher korrigieren.
Bei MM-Systemen ist die Kapazität des Anschlusskabels wichtig. Mit einer serienmäßigen Thorens-Strippe klang es zunächst muffig und undynamisch leblos. Nachdem ich den Goldstrom ECC 88-Röhrenphono-Verstärker auf dem kürzest möglichen Weg an den Garrard gestöpselt hatte, sah die Sache gleich ganz anders aus. Das AT 91 klang nun ausgewogen rund mit geschmeidigen Höhen und einem schönen Bass. Popmusik marschiert da sehr gut, und selbst bei Opern-Einspielungen muss das System in diesem Trimm nicht passen. Luftigkeit und Raum sind in außreichender Weise da, und die dynamische Attacke kann überzeugen. Freilich geht mit weiter entwickelten Abtastern in Sachen Raum, Dynamik und Duft noch mehr. Die klanglichen Unterschiede sind aber weit weniger krass als die pekuniären.
Das AT 91 kann ich also allen Vinyl-Einsteigern und auch preisbewussten Routiniers empfehlen. Tuning-Freunde finden zudem eine nette Spielwiese. Als nächstes wird geklärt, wie sich Modifikationen am Gehäuse auf das Klanggeschehen auswirken.
Übrigens: Das baugleiche System wird von Rega unter dem Namen "Carbon" vermarktet. Es unterscheidet sich durch die Farbe und den (doppelten bis dreifachen) Preis.
Audio Technica AT 91 mit abgenommenem Nadelträger. Klasse gefertigtes Großserienteil "made in China". Die V-förmigen Magnetsifte sind gut zu erkennen. Der zugehörige Magnetspalt im Gehäuseschacht kann noch "getuned" werden. Kostenpunkt um die 20 Euro
Einbaufertiges AT 91 in fotogener Rückenlage. Der Carbon-Nadelträger ist gut zu erkennen. Die Spitze zur Aufnahme des konischen Abtastdiamanten wurde sogar noch mechanisch bearbeitet. Ein toller Aufwand für so ein günstiges Teil. Allerdings war die Bohrung für den Abtastdiamanten nicht perfekt getroffen. Was bei diesen Winzdimensionen verständlich ist. Der Unterschied von High Tech zu High End liegt oftmals ja nur im gnadenlosen Aussortieren nicht völlig perfekt gearbeiteter Bauteile. Beim super billigen AT 91 kann man eigenhändig noch ein wenig "highendeln". Viel Spaß dabei
Schon lange angedacht, jetzt (Mai 2021) endlich ausgeführt. AT 91 umfangreich modifiziert, mit Raumnadel-Umbau an erleichtertem originalen Carbon-Nadelträger, mit Schellack eingepasst in ein Elsbeerenholz-Gehäuse. Der Nadelträger aus Kunststoff wurde komplett gekappt und ebenfalls mit Schellack eingeklebt. Vorsicht: Hier muss auf die korrekte Position geachtet werden, weil der Träger dann minimal längs verschiebbar ist. Fazit: Überraschend, was sich aus dem "Billigheimer" herausholen lässt. Sehr bassstark, und von daher für Fans von Popmusik gut zu gebrauchen. Klassik- und Opernfans dürfte allenfalls ein wenig "silberner Glanz" fehlen, wie ihn Systeme mit hochwertigeren Nadelschliffen eher bieten. Dennoch überrascht die saubere Kanaltrennung und die stabile Zuordnung einzelner Klänge/Stimmen in den jeweiligen Kanälen. Das machen auch die richtig teuren Systeme nicht besser.