Garrard 301 und 401
Ein Transcription Motor ist noch lange kein Plattenspieler. Auch deshalb ist die Auseinandersetzung mit den legendären Garrard-Laufwerken der Typen 301 und 401 ein höchst unterhaltsames Spiel mit vielen Variablen
Beliebt auch und besonders wegen des nostalgischen Erscheinungsbildes mit chremeweiß lackierter Motorplatine. Garrard 301, hier im "aufgebohrten" Trimm mit Oswald Mill-Zarge und Schick 12 Zoll-Tonarm.
Schnellcheck:
Garrard 301/401, legendärer Reibrad-Plattenspieler der 50er, 60er und 70er Jahre. Drei Tellergeschwindigkeiten, 33/min, 45/min und 78/min. Geschwindigkeits-Feinregulierung mittels Magnetbremse.
Hauptunterschiede 301 zu 401: Gehäusedesign, Gussplatine des 401 stärker versteift als beim 301. Motor des 401 etwas drehmomentschwächer, aber auch laufruhiger.
Worauf beim Kauf achten? Laufruhe überprüfen. Ein intakter Garrard läuft direkt vor dem Betrachter stehend geräuschfrei. Mit dem aufgesetzten Stethoskop sind Laufgeräusche feststellbar, beim 401er nur ein zartes Singen (Reibrad-Abrollgeräusch). Keine Rumpelgeräusche oder gar Poltern. Nach einer LP-Seite hat der Motor Betriebstemperatur erreicht, die Tellerdrehzahl nimmt dann etwas zu und muss nachreguliert werden. Bei einem Top-Exemplar "steht" die Stoboskopanzeige. Leichte Ruckungen oder pulsierende Bewegungen in der Anzeige weisen auf deutliche Gleichlaufschwankungen hin. Dann ist eine Überholung des gesamten Antriebs erforderlich.
Besonderheit: Ursprünglich reines Plattenteller-Laufwerk, welches für professionellen Einsatz und anspruchsvolle Privatkunden konzipiert wurde. Musste noch in eine Tischkonsole oder Zarge eingebaut und mit Tonarmaufnahme zum spielbereiten Gerät komplettiert werden. Versierte Händler haben auch komplett aufgebaute Spieler angeboten, zumeist mit den Tonarmen SME 3009 oder 3012.
Unter HiFi-Fanatikern war er lange Jahre verpönt, der Garrard. Dort, wo sich Menschen mit anscheinend außerirdisch empfindsamen Hörorganen zusammenfinden, bugsierte man den britischen Klassiker flottweg in die Mottenkiste der Technikgeschichte. Unter den Richtern des besseren Hörens stand rasch das Urteil fest: Ein Plattenspieler mit altertümlich rustikalem Reibradantrieb, das kann ja gar nicht klingen.
Schließlich bot die Industrie ab den siebziger Jahren quarzgenau geregelte Direktantriebe und ab 1981 machte sich die knisterfrei abspielende CD auf ihren Siegeszug in die Wohnzimmer der Welt. Plattenspieler, die waren bereits vor 40 Jahren kolossal retro und CD-Befürworter Herbert von Karajan ätzte schon damals: Schallplatte, das sei wie Gaslicht im Elektrozeitalter.
Mittlerweile haben sich die Blickwinkel drastisch verschoben. Die CD gilt angesichts digitaler Internet-Downloads als Verliererin der Tonträger-Evolution. Dagegen schwimmt die gute, alte Vinylplatte als Relikt aus der Techniksteinzeit scheinbar unangetastet auf allen unter ihrer aufbrandenden Neuheitenwellen munter weiter.
Die wahren Fans hatten die Schallplatte ohnehin nie aufgegeben.
Die Zielgruppe wurde nur zeitweise kleiner - und extremistischer. Mit Aufkommen der CD entstanden in einer Art Trotzreaktion wahre Materialburgen an Plattenspielern. In Sandkisten eingelassene Kolosse, mit zig Kilogramm schweren Plattentellern, die bevorzugt über externe Motoreinheiten und dünne Nylonfäden in Rotation versetzt wurden.
Doch schon damals machte sich in Asien ein Gegentrend bemerkbar. Speziell in Japan besann man sich beizeiten auf die Klassiker der HiFi-Geschichte. Fernost entdecke betagte Röhrenverstärker inklusive Hornlautsprecher aus den Anfängen der Beschallungstechnik lange vor Europa als Klangideal.
Entsprechend wurde nach passenden Quellengeräten Ausschau gehalten. Der Japaner Ken Shindo zählt hierbei zu den Pionieren, die nicht nur der Röhre erneut den Weg ebneten, sondern auch historischen Plattendrehern, wie etwa dem Garrard, zu neuem Ansehen verhalfen. Von Japan aus schwappte schließlich die Vintage HiFi-Welle nach Europa und von dort retour in die USA. Dass dabei nicht nur nostalgische, sondern ganz besonders klangliche Gründe für die Rückbesinnung auf altes Material die Triebfeder sind, erleben inzwischen mehr und mehr Interessierte. Auch die Experten mit den Superohren.
Reibradantrieb des Garrard 301. Das große Gummirad greift direkt auf der Innenseite des Plattentellers an. Die Leichtmetallscheibe auf der Motorachse dient der Magnetbremse zur Regulierung der Tellerdrehzahl. Extremistische Garrard-Feintuner wuchten diese Scheibe perfekt aus und zentrieren sie für optimalen Runlauf auf das Hunderstel genau. Nur eines der vielen Garrard-Spielchen. Direkt neben der Tellerachse die Schraube für die Öleinfüllbohrung. Maximal auffüllen.
Heute ist Garrard nicht nur ein Relikt aus alten HiFi-Tagen, Garrard ist auch eine Erinnerung an die einstmals so blühende und erfolgreiche britische Industrie. Es ist mit dem heutigen Globalisierungsblick kaum noch vorstellbar, dass diese Firma einstmals 4000 Menschen Lohn und Brot gab. Die Wurzeln von Garrard reichen bis ins 18. Jahrhundert zurück. Im Juweliergeschäft schaffte man es gar bis zum königlichen Hoflieferanten. Garrard und die Kronjuwelen, das gehört bis zum heutigen Tag eng zusammen. Dank entsprechend feinmechanischer Fertigungsverfahren wurde die Firma im Ersten Weltkrieg mit der Produktion von Präzisionsinstrumenten für die Wehrtechnik beauftragt. Daraus erwuchs in den folgenden Friedenszeiten die Fertigung von Antriebsmotoren für die stark nachgefragten Grammophone. Garrard gehört also, wenn auch als Zulieferer, zu den Pionieren im Geschäftsbereich des - heute würde man sagen - Home-Entertainment. Die Hinentwicklung zur Fertigung von Plattenspielern war letztlich, ähnlich wie bei Thorens in der Schweiz, zwangsläufig.
Den entscheidenden Input in diesem Geschäftsfeld etwas Besonderes zu leisten, brachte jedoch die Zusammenarbeit mit der BBC, der staatlichen britischen Rundfunkanstalt. Deren Techniker fragten nach hochwertigen Geräten nach und setzten den Herstellern entsprechend hohe Standards.
So wurde bei Garrard der erfahrene Techniker Edmund W. Mortimer mit der Konstruktion eines Studio-Plattenspielers beauftragt. Mortimer war bereits seit den 20er Jahren bei Garrard an Bord und mit allen Entwicklungsschritten der Plattenspielertechnik bestens vertraut. Der neue, 1954 präsentierte 301er basierte in seinen Grundzügen auf dem Modell 201der Schelllack-Ära. Heraus kam eine zweckgerichtete Konstruktion, deren sorgfältige Ausführung mehr an eine Werkzeugmaschine, denn an ein Produkt für die Unterhaltungselektronik erinnerte. Nicht umsonst wählte man den Begriff „Transcription Motor“ für den 301 und nicht etwa „Record Player“. Der Begriff „Transcripition“ verdeutlichte die hochwertige Präzisionsaufgabe des Geräts. Hier hatte man es mit einem Auslesegerät für die feinen Mikrorillen der Schallplatte zu tun und nicht einfach mit einem Plattenspieler.
Die Benennung "Motor" ist insofern auch angebracht, weil erst in Verbindung mit einer Zarge samt Tonarm ein Gesamtkonstrukt entsteht, das man landläufig als Plattenspieler bezeichnen darf.
301-Antriebseinheit von unten besehen. Der große Antriebsmotor ist in Federn aufgehängt. Wenn alles passt, läuft das erstaunlich laufruhig. Der 301er Motor ist etwas drehmomentstärker als der des Nachfolgemodells 401.
Da die Garrard-Kunden oft Profis waren, gehörte das modulare Prinzip zum Konzept. Denn für Studiobetrieb musste das Laufwerk in der Regel in bereits vorhandene Tischmodule eingebaut werden. Selbstverständlich lieferte Garrard später auch passende Zargen und Tonarme. Beliebt war und ist nach wie vor die streng britische Kombination Garrard 301 und SME 3009- oder 3012-Tonarm.
Besonderheit des Garrard 301 ist, ähnlich wie beim vergleichbaren Thorens 124, der Reibradantrieb. Die gestufte Antriebswelle des Elektromotors wirkt dabei auf ein präzise geschliffenes Gummirad, das wiederum auf der Innenseite des gar nicht so schweren Plattentellers angreift. Die Koppelung von Motor und Teller erfolgt also reibschlüssig direkt, ohne flexibles Zwischenmedium, wie es im Fall eines Gummiriemens der Fall ist. Im Ergebnis hat man es mit einem auffallend drehmomentstarken Plattenantrieb zu tun. In der Praxis ist das eindrucksvoll zu erleben. Kaum, dass der Drehknauf auf On geschwenkt wurde, rotiert der Plattenteller des 301 bereits mit Solldrehzahl. Ist die Platte aufgelegt, und der obligatorische Reinigungsvorgang mit Kohlefaserbürste oder Mikrofasertuch steht an, dann hat dieser Vorgang nur eine geringe Bremswirkung auf den kräftig durchziehenden Teller. Diese Eigenheit beschert dem Garrard nach Meinung der Menschen mit den goldenen Ohren ein herausragend dynamisches, energiegeladenes Klangbild. Nach einer LP-Seite hat der Antriebsmotor Betriebstemperatur erreicht, dann muss die Tellerdrehzahl etwas nachgeregelt - reduziert - werden.
Typische Garrard-Aufstellung: Spieler in Vollholzzarge mit Zwölfzoll-Tonarm, der wiederum in einer schweren Messingaufnahme fixiert ist. Antiskating-Einrichtung mit Drehgewicht und Faden.
Befürchtungen, dass sich dieser kraftvolle Antrieb in einem entsprechend hohen Rumpel-Nebengeräuschpegel niederschlägt, bestätigt der englische Klassiker keinesfalls. So sind es fraglos Vorurteile, die von schlichten Allerwelts-Modellen, befördert wurden, und an denen sich der Garrard zu Unrecht abarbeiten muss. Der 301 schnurrt trotz seines riesenhaften, aber aufwändig entkoppelten Motors vorbildlich ruhig. Um es klar zu sagen: Der Garrard läuft deutlich ruhiger als der TD 124 aus dem Hause Thorens.
So bestand für den Hersteller 1965 auch keinerlei Anlass, beim großen Modellwechsel auf den Nachfolgetyp 401 vom bewährten Antriebssystem abzuweichen. Der 401 ist in seinen technischen Grundzügen baugleich zum 301, bekam aber ein gänzlich neues Design verpasst. Das pflegt mit seiner chromigen Kantigkeit und dem oliv-grauen Lack eine kühne Eigenständigkeit, die sicherlich nicht alle Geschmäcker bedient.
Garrard 401, komplett anderes Design, aber technisch im Grunde baugleich. Wegen des etwas milder arbeitenden Antriebsmotors ist er zudem noch einen Tick laufruhiger als der 301. Wieder einmal alles eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Das drückt sich auch in den aktuellen Marktpreisen aus. Der 401 ist dank weitergehend verstrebtem Gusschassis und milder laufendem Motor zwar technisch noch ausgefeilter als der 301 - und dennoch günstiger zu haben. Bei Liebhabern besonders gefragt sind die ganz frühen 301-Typen mit fettgeschmiertem Tellerlager. Legendenbildung oder Raritätenstatus spielt - wie so oft - bei der Preisfindung oftmals eine größere Rolle als die tatsächliche abrufbare Funktionsqualität.
Garrad 401, aus den großen, britischen HiFi-Zeiten...
Für welches Garrard-Modell man sich auch immer entscheiden mag, aus klanglicher Sicht ist die Wahl immer richtig. Gute 65000 Stück des 301 wurden fabriziert, vom 401 gar über 70000 Exemplare. Die Chancen, auf dem Markt ein gutes Exemplar zu ergattern, stehen demnach recht gut. Gleichwohl hat die weltweite Nachfrage die Preise nach oben getrieben. Unter 500 Euro ist ein funktionierender, aber überholungsbedürftiger „301 Motor“ kaum zu bekommen. Schöne Exemplare bewegen sich in der Regel zwischen 1000 und 1500 Euro. Für einen komplett aufgebauten Plattenspieler mit Zarge und Tonarm sind, je nach verbauter Tonarm- und Systembestückung, zwischen 1500 und 3000 Euro zu rechnen. Die 401er liegen preislich um die 20 Prozent unter den 301ern.
Originale Kondensator-Widerstandeinheit des Garrard 301 zur Unterdrückung des Ein- und Ausschaltknacksers. Geht nach 60 Jahren gerne mal kaputt, und setzt dann die Motorwicklung unter Strom.
Wer sich nur für die Transcription-Antriebseinheit entscheidet, sollte jedoch wissen, dass die Arbeit damit erst losgeht. Denn speziell bei Art und Beschaffenheit der Zarge eröffnet sich ein weites Feld. Dabei gehen die Ansichten von „schwer und massiv“ bis hin zu „leicht und steif“ weit auseinander. Und dann kommen noch die vielen Möglichkeiten von Tonarm und Abtastsystem ins Spiel. Deshalb ist die britische Plattenabspielmaschine seit jeher auch ein anspruchsvolles Tuningobjekt für den kundigen Schallplatten-Liebhaber. Daran wird sich wohl auch in den nächsten 50 Jahren nichts ändern.
Blaue Stunde. Garrard 401 mit Filzmatte auf dem Teller und modifiziertem Thorens TP 16-Tonarm für Systeme mit hoher Nadelnachgiebigkeit.
Wartungstipps:
Der Leichtmetall-Plattenteller des 301/401 sitzt formschlüssig auf dem Konus der Tellerachse. Durch gefühlvolles Anrücken nach oben kann der Teller einfach gelöst werden. Darunter befinden sich Reibrad, Motorwelle und Tellerlager.
Seitlich gleich neben der Tellerachse sitzt oben am Befestigungsflansch eine kleine Schlitzschraube. Nach Herausdrehen der Schraube kann über die Bohrung das Lager nachgeölt werden (ideal geht das mit Einwegspritze 10ml und Injektionsnadel). Welches Öl genau das richtige ist, darf an anderer Stelle gerne ausdiskutiert werden. Grundsätzlich ist jedes langzeitstabile Öl für Feinmechanik geeignet. Ungeeignet sind alle pflanzlichen Öle, die schnell zum Verharzen neigen. Dann geht nichts mehr. Nach Stand der Dinge empfehle ich Hydrauliköl der Klasse 46.
Das Tellerlager hat durch die oben liegende Ölbohrung den Vorteil, maximal bis zur oberen Sinter-Lagerbuchse mit Öl befüllt werden zu können. Achtung: Die Dichtung am unteren Abdeckblech des Lagers kommt häufig nicht mehr ihrer zugedachten Aufgabe nach. Dann ist regelmäßige Ölstandkontrolle Pflicht, oder die Dichtung wird erneuert und/oder mit minimalem (!) Einsatz von Dichtmasse montiert.
Im Idealfall läuft das Lager also vollständig im Ölbad. Eine vorbildliche Lösung. Die größte Belastung erfährt das untere, nur punktförmig belastete Axiallager. Nach jahrzehntelangem Gebrauch hat sich die leicht ballige Kontur der unteren Sinterplatte dann an der Kontaktfläche leicht abgeflacht. Auf der gehärteten Tellerachse sind unten unter der Lupe zarte Laufspuren erkennbar. Leicht und geräuschlos läuft das Lager dann noch immer. Im optimalen Neuzustand läuft es dann noch etwas reibungsärmer.
Ohne Bremsfilz rotiert ein intaktes Öl-Tellerlager nach Ausschalten aus 33/min noch runde zweieinhalb Minuten bis zum Stillstand weiter.
Die frühen Lager der 301er-Version wurden mit Fett geschmiert. Dazu war seitlich am Lagergehäuse eine Fettbuchse mit Gewindehülse montiert. Durch nachstellen der Hülse konnte frisches Fett ins Lager geschoben werden. Garrard-Freaks schwören, dass "Fettlager" ganz klar "besser klingen"...
Mit dünnem Fließfett kann man auch versuchen, ein ausgelaufenes/verschlissenes Öllager wieder funktionstüchtig zu bekommen. Das Fett gleicht das vergrößerte Lagerspiel aus, und Fett ist im Grunde bei einer recht langsam drehenden Plattentellerachse der bessere/geeignetere Schmierstoff.
Anders sieht das beim Antriebsmotor aus. Dort haben wir es mit einem "Schnellläufer" zu tun, der im Betrieb zudem gut handwarm wird (nach zwei Stunden Betrieb rund 50 Grad Celsius). Serienmäßig sind spezielle Sinterbuchsen eingebaut, die sich dank balliger Außenkontur axial an die Motorwelle optimal anpassen können. Die Motorwärme wird nicht durch Lagerreibung erzeugt, sondern durch die elektrische Wicklung. Durch reduzieren der Betriebsspannung auf 220 oder 210 Volt (mittels Stell-Trenntrafo) nimmt auch die Motorwärme ab. Die Spannungen im deutschen Haushaltsnetz schwanken zwischen 230 und 240 Volt.
Sinterbuchsen werden aus feinstem Bronze- oder auch Graugussgranulat unter Hitze gepresst. In der porösen Stuktur wird dann zusätzlich Öl zur Verbesserung der Schmiereigenschaften mittels Unterdruck eingelagert. Filzeinlagen können zusätzlichen Reserveschmierstoff aufnehmen. Im Prinzip sind Sinterbuchsen Lebensdauer-Bauteile. Und zehn Jahre problemlose, wartungsfreie Nutzungsdauer ist ja schonmal etwas.
Nach Jahrzehnten auf dem Dachboden oder im Keller gelagert, sind die alten Öle in den Buchsen jedoch so gut wie immer verharzt, das Schmierfilz brüchig. Einfaches Nachölen bringt dann wenig bis nichts. Sind die Lager noch maßhaltig, können sie penibel im Unterdruckverfahren gereinigt (mit Aceton/Bremsenreiniger) und mit frischem Öl befüllt werden, ebenfalls im Unterdruckverfahren. Neue Schmierfilze sind obligatorisch.
Auch beim Motoröl gehen die Meinungen zur idealen Wahl weit auseinander. Vergleicht man die Ölempehlungen eines Sinterlager-Herstellers, dann liegt man für den Hausgebrauch mit einem Standard-Hydrauliköl der Klasse 46 schonmal nicht völlig daneben. Wobei es verständlich ist, wenn man als Garrard-Liebhaber ein Öl für 20 Euro pro 20 Milliliter präferiert, schon alleine wegen des guten Gefühls.
Abzuraten ist in der Tat von Auto-Motorenölen. Die dort eingesetzten Additive können in den Sinterlagern zu Reaktionen und Ablagerungen auf den Stahl-Gleitflächen führen. Das gilt im Besonderen für das Tellerlager.
Neue Sinterlager für die Garrard-Typen 301 und 401 gibt es in Italien bei Audio Silente, Simone Lucchetti. Die Teile machen einen sehr guten Eindruck. Speziell gilt das für sein Axial-Tellerlager, für das eigens ein neues Presswerkzeug hergestellt wurde. Die Motorlager fertigt Audio Silente aus Sinter-Vollmaterial. Sie sollten vor der Montage im Unterdruckverfahren mit Öl - oder besser gesagt, mit dem persönlichen Wunschöl - befüllt werden.
Audio Grail in England hat sich auf den Neuaufbau von Garrard-Plattenspielern spezialisiert. Beispiele für "schöne" Garrard- und auch Thorens TD 124-Aufbauten gibt es auch auf der Seite von woodsongaudio zu bestaunen. Beim Aufrufen der Preise bitte nicht erschrecken.